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„Ausweiskontrolle“?! – Warum ich meinen Account bei Airbnb lösche

[Meinung] Airbnb will vor Abschluss einer Buchung den Personalausweis oder Reisepass sehen. Offenbar für viele Menschen kein Problem. Für mich schon. Und deswegen lösche ich meinen Account nun. Byebye, Airbnb!

Sie haben alle eines gemeinsam: die sogenannten „sozialen Netzwerke“ – und mit ihnen auch der Wohnungsvermittler Airbnb: Angeblich wollen sie die Welt verbessern, indem sie Menschen zusammenbringen: „Airbnb macht das Teilen einfach, erfreulich und sicher“, heißt es auf der Website des Unternehmens.

Was offensichtlich wenigen Leuten auffällt, ist die Aggressivität, mit der diese Unternehmen ihre Agenda verfolgen. Am Beispiel Airbnb möchte ich das im Folgenden aufzeigen. Und auch erklären, weshalb ich meinen Account bei Airbnb nun lösche. Obwohl ich das Portal in den vergangenen Jahren nicht häufig, aber zumindest gerne genutzt habe.

„Eine kurze Ausweiskontrolle“

In der vergangenen Woche habe ich eine Reise für mich und Freunde gebucht. Der Vorgang der Apartment-Miete war eigentlich schon abgeschlossen, als es plötzlich heißt:

Eine kurze Ausweiskontrolle bitte. Wir müssen einen virtuellen ID-Check vornehmen. Dein Gastgeber ist eine echte Person und teilt seinen eigenen Wohnraum mit dir. Wir möchten, dass er sich wohl damit fühlt, dass du bei ihm zu Gast bist. Wir bitten dich um zwei Arten der Identifikation: einen gültigen Lichtbildausweis und ein Online-Profil. Auf diese Weise können Gastgeber besser über deine Buchungsanfrage entscheiden.

Website Airbnb

Direkt unter diesen Zeilen gibt es nur einen roten Knopf. Auf diesem steht: „Jetzt verifizieren„. Hier war der Punkt gekommen, wo ich meine Freunde anrief und Ihnen mitteilte, dass ich diesen Knopf nicht anklicken und somit auch keine Bilder von meinem Personalausweis oder Reisepass an einen ausländischen Server an ein meiner Ansicht nach undurchsichtiges Unternehmen schicken werde.

Wenig später erreicht mich eine Mail von Airbnb. Darin heißt es wörtlich:

Deine Buchungsanfrage wurde nicht gesendet, weil du deine Identifikation noch nicht verifiziert hast. Falls du Probleme hast, helfen wir dir gern! Bitte antworte direkt auf diese E-Mail oder schau dir unsere FAQs an, um durch den Verifizierungsvorgang geführt zu werden. Alles, was Du noch tun musst, ist: Scanne einen offiziellen Ausweis ein oder beantworte einige Fragen über Dich. Wenn du deinen Ausweis nicht innerhalb der nächsten vier Stunden verifizierst, können wir deine Buchungsanfrage (…) leider nicht übermitteln. Wir bei Airbnb glauben, dass Erlebnisse in der echten Welt von echten Menschen geschaffen werden. Indem du deine Identität verifizierst, hilfst du dabei, Vertrauen aufzubauen, die Community zu verbinden und dein Ansehen auf Airbnb zu stärken. Viele Grüße Das Airbnb-Team

Mail von Airbnb
airbnb.com (Screenshot)

„Unermessliche Arroganz“

Das Verständnis dafür, dass ich mich weigere, meinen Personalausweis ins Netz zu laden, hielt sich bei meinen Freunden in Grenzen. Einer sagte, ich solle doch einfach stattdessen meine BahnCard in die Webcam halten. Abgesehen davon, dass Airbnb sich wohl keine BahnCard hätte andrehen lassen, ging es mir allerdings längst ums Prinzip: Welche Absicht hat ein Unternehmen, das die Nutzung seiner Dienste mit derartigen Forderungen verknüpft?

Dafür gibt es meiner Meinung nach nur eine Erklärung: Eine unermessliche Arroganz, die von Diensten wie Airbnb offensichtlich längst ausgeht. Jetzt, wo man dem Status eines Startup längst entwachsen ist, kann man sich Derartiges erlauben, glaubt man anscheinend.

Ja, ich bin nach allem Dafürhalten eine „echte Person“

Die nun verlangte „Ausweiskontrolle“ ist nun also der vorläufige – und für mich letzte – Gipfel der Dreistigkeit. Und sie passt, das ist meine Meinung, sehr gut ins Bild: Unternehmen wie Airbnb drücken uns Nutzern ihre Spielregeln so aggressiv auf, dass es verwundern muss, dass nicht mehr Menschen sich längst abwenden.

Es muss diese Angst vor sozialer Isolation sein, die angeblich ins Haus steht, wenn man sich von Airbnb, Twitter oder Facebook abmeldet. Allein, wenn man genug Offline-Freunde hat, kommt man über den freiwilligen Verzicht erstaunlich gut hinweg.

Unternehmen wie Airbnb ändern sich wohl erst, wenn eine kritische Masse an Personen sich weigert, derartige „Ausweiskontrollen“ und Ähnliches über sich ergehen zu lassen. Ob das passiert, ist allerdings leider mehr als zweifelhaft.

Account löschen als einziger Ausweg?

Was mich zudem massiv stört, ist die aggressiv-freundliche Art diverser Unternehmen, ihre Kunden (denn was sonst sind wir für derartige Firmen?) anzusprechen. Es wird geduzt und von „Bekenntnissen“ schwadroniert, die man von allen Mitgliedern der „Community“ einfordert. Beugt man sich ihnen nicht, dann, Zitat, „kannst du nicht als Gastgeber auf Airbnb fungieren oder über Airbnb verreisen. Du hast dann die Möglichkeit, deinen Account zu löschen.“

Auch hier ist sie wieder: die breit angelegte Arroganz der global agierenden angeblich sozialen Netzwerke. Und, wichtig: Mir geht es hier ausdrücklich nicht um den Inhalt eines solchen „Bekenntnisses“, sondern rein um die Form. Wer dem von selbsterklärten Weltverbesserern zusammengeschusterten Inhalt nicht ausnahmslos zustimmt, ist raus. So lautet die Botschaft. Und die ist in meinen Augen schlicht und einfach nur eines: von einer asozialen Haltung geprägt. Und deswegen lösche ich meinen Account bei Airbnb. Das ist eine wirklich gute Idee.

Wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, kann mir gerne persönlich schreiben.


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